Dortmund hat ihn. Münster auch – und Werl sowieso. Als der Belecker Dirk Biermann den Eversberger Weihnachtsmarkt besuchte und die kunstvoll gefertigten Schwibbögen mit Eversberger Motiven entdeckte, dachte er spontan: „Das sollte es für Belecke auch geben!“ Er erkundigte sich bei den Verantwortlichen und erfuhr dass die stimmungsvollen Lichterbögen in der Jugendvollzugsanstalt Werl gefertigt worden waren. Und: Dass die hölzerne Fensterdekoration bei der Bevölkerung „eingeschlagen hat wie eine Bombe“. Mit diesen Informationen stieß er bei seinem Nachbarn Robert Ebbert von der Belecker Nachtwächterzunft, einer Untergruppierung des Kultur- und Heimatvereins, offene Türen ein.
Auch die Heimatfreunde waren schnell angetan von der Idee. Man nahm Kontakt zu der zuständigen Mitarbeiterin Nicole Nott auf, die die arbeitstherapeutischen Maßnahmen in der Werler Anstalt leitet. Gemeinsam wurde ein Entwurf erstellt. Die beiden ersten Prototypen des Belecker Schwibbogens – mit Motiven der Propsteikirche, dem alten Rathaus und Haus Sonnenschein, stellte sie nun, gemeinsam mit ihren Kollegen Klaus-Jürgen Osterhaus, Leiter der Arbeitsverwaltung JVA Werl und dem stellvertretenden Werkdienstleiter Achim Mersmann vor. Und erntete durchweg positive Resonanz bei den anwesenden Nachtwächtern und Rolf Jesse vom Vorstand des Kultur- und Heimatvereins: „Das Angebot auf den Weihnachtsmärkten ist immer ähnlich, aber ich wüsste nicht, dass ich so etwas schon gesehen hätte“, zeigte sich Friedel Harnacke spontan begeistert von der leuchtenden Altstadtkulisse. Biermann bekräftigte: „So wie ich die Belecker kenne, wird das auch hier ein Selbstläufer. Zudem ist es einfach ein super Geschenk, das nicht nur zur Weihnachtszeit zu nutzen ist. Ein paar Blätter etc. drum herum und schon hat man auch eine tolle Herbst-Deko.“ Der Werksleiter fasste die Reaktionen zusammen: „Das ist eben ein Stück Heimat!“
Geplant ist es die 60 Zentimeter breiten Leichtholz-Bögen (weitere Größen sind auf Nachfrage möglich) mit ihrer integrierten LED-Beleuchtung auf dem Belecker Weihnachtsmarkt am 26. und 27. November auf dem Wilkeplatz anzubieten. Der Preis wird etwa 45 bis 55 Euro betragen (je nach Größe). Einige Wochen zuvor sollen die ersten, der zunächst 60 georderten, Bögen in dem Schaufenster eines Ladenlokals der Innenstadt ausgestellt werden. Natürlich sind auch Vorbestellungen möglich. Diese nimmt Robert Ebbert unter 02902/71430 bereits ab sofort gern entgegen.
Das „Projekt Belecker Schwibbogen“ ist (zunächst) auf drei Jahre angelegt. Im nächsten Jahr soll für den Bogen ein passender Sockel, ebenfalls mit heimischen Motiven, angeboten werden. Anschließend gibt es Ergänzungen etwa in Form kleinerer Bögen. Zudem ist ein baldiger Besuch des Kultur- und Heimatvereins in der JVA geplant um eine Auswahl weiterer Deko-Artikel zu treffen, die am Heimatvereinstand auf dem Weihnachtsmarkt (der KuH mietet erstmals eine alleinige Hütte an) angeboten zu werden.
Besonders attraktiv werden die dort georderten Artikel und der filigran gearbeitete Belecker Lichterbogen auch durch den Aspekt, dass jeder Kauf „etwas Gutes tut“. Dieses machte Arbeitstherapeutin Nicole Nott abschließend klar: „In der Arbeitstherapeutischen Maßnahme der JVA Werl befinden sich zurzeit 38 Insassen, deren Leistungsfähigkeit psychisch oder physisch derart reduziert ist, dass sie den allgemeinen Anforderungen der Arbeitswelt nicht genügen können. Ziel ist es, ihnen Fähigkeiten für eine Erwerbstätigkeit nach der Entlassung zu vermitteln und dass Arbeit sich lohnt.“ Außerdem steigere die Arbeit das Selbstwertgefühl der Insassen und auch der strukturierte Tagesablauf stelle eine wesentliche Behandlungsmaßnahme dar. Neben der Holzverarbeitung bietet die Anstalt noch eine Fahrradwerkstatt und das Tätigkeitsfeld „Beton“ an. Informationen und Bestellungen sind unter der Internetplattform www.Knastladen.de möglich.
Bericht und Fotos: Gaby Schmitz