Von der Neuzeit bis ins beginnende 19. Jahrhundert
Die Neuzeit, also die Jahre ab ca. 1550, brachten ein einschneidendes, fürchterliches Ereignis nach Belecke: Das Pestjahr 1599 (von lat. „pestis“ = Seuche). Es wurden ca. 260 Personen und damit über die Hälfte der Einwohner hinweggerafft. Um die Stadt und ihre Gehöfte und Handwerksbetriebe wieder mit tatkräftigen Frauen und Männern zu besetzen, wurden von auswärts Personen aufgenommen, ohne dass diese das obligatorische Bürgergeld zahlen mussten.
Diesen Neubürgern waren nur wenige Jahre friedlichen Neuaufbaus vergönnt: Schon im Jahre 1618 brach der 30jährige Krieg aus, der das Sauerland zwar von unmittelbaren Kriegshandlungen verschont ließ, aber durch Einquartierungen von Freund und Feind gleichermaßen in Mitleidenschaft zog. Hier war für Belecke besonders die Nähe zu dem nicht unbedeutenden Rüthen von Nachteil. Mehrmals wurde Belecke heimgesucht von marodierenden Söldnerheeren sowohl der Katholischen Liga als auch der Protestantischen Allianz. Im Jahre 1636 kam es zu grausamen Gemetzeln an Frauen, Kindern und Alten durch hessische Hasadeure. Im gleichen Jahr schlug auch noch einmal die Pest zu und riss Propst und Kaplan hinfort; 17 Hausstätten von insgesamt 76 lagen leer und verwahrlost darnieder. Das Kriegsende anno 1648 brachte zunächst keine Entspannung für Belecke, denn noch zwei Truppen bei Rüthen, und 1651 mussten für hessische Truppen zusammen mit Rüthen, Kallenhardt, Hirschberg, Warstein, Mellrich und Körbecke hohe Kriegskontributionen aufgebracht werden.
In das 16./17. Jahrhundert fiel zu allem Überfluss die grausame, wahnwitzige Hexenverfolgung aus übereifrigem Glaubensstreben der katholischen Kirche heraus, aber auch aufgrund einer Sündenbocksuche wegen regelrechter Naturkatastrophen im Rahmen der sog. „Kleinen Eiszeit“, einer Klimaverschlechterung mit zahlreichen Missernten, dadurch bedingter Erhöhung der Lebenshaltungskosten sowie schließlich Armut und Seuchen. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass angebliche Hexen und vermeintliche Zauberer im Kurkölnischen Sauerland nach weltlichem, nicht nach kirchlichem Recht abgeurteilt und daher – anders als durch die römische oder spanische Inquisition – deutlich mehr Todesurteile gefällt und vollzogen wurden. Es liegen zwar keine gesicherten Zeugnisse über Hexenprozesse unmittelbar für Belecke vor. Doch ist es unlängst für das Jahr 1595 die Hinrichtung mehrerer Männer und Frauen entweder in Hirschberg oder aber in Belecke von einem Paderborner Historiker nachgewiesen worden. Dieses Ergebnis ist umso nachvollziehbarer, als eine alte Chronik – freilich ohne nähere inhaltliche Spezifizierung – auf eine Hexenhinrichtung in Belecke Bezug nimmt. Der Name „Hexenkolk“ für einen Teil der Möhne deutet schließlich an, dass das Möhnetal in der Tat vom Unwesen der Hexenverfolgung nicht verschont geblieben sein konnte.
Im Jahre 1748/49 wurde die alte Belecker Pfarrkirche bis auf den Turm abgerissen und in den Jahren 1749/50 der heutige barocke Bau im süddeutschen Stil errichtet. Im Jahre 1999 wurde dieses Ereignis mit einer Feier zur 250jährigen Kirchweih begangen.
Der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763, auch „Krieg um Schlesien“ genannt, brachte weniger Schrecken als noch die Ereignisse 100 Jahre zuvor. Doch auch in diesen Jahren waren Einquartierungen, besonders in den Wintermonaten, zu beklagen. Der Herzog von Holstein etwa nutzte den Haarstrang und das Möhnetal zur Unterbringung seiner preußischen Truppen. Zeitweise kam es auch zu Einquartierungen durch französische Truppen. Die Stadt Belecke aber konnte den Krieg schuldenfrei und ohne Verluste an Menschen überstehen, sah sich sogar in den Folgejahren als eine wohlhabende Kommune.
Das Ende des 18. und der Beginn des 19. Jahrhunderts brachten zunächst die französischen Revolutionsunruhen, die in der sauerländischen Provinz ohne jede unmittelbare Auswirkung blieben. In deren Folge aber kamen die Napoleonischen Kriege, in denen Belecke große Mengen Getreide nach Weiherbusch zur österreichischen Armee liefern musste. Im Frieden von Luneville (Februar 1801) erzwang Napoleon mit der Säkularisierung eine wichtige geistlich-politische Zäsur im Sauerland: Belecke wurde von seinem bisherigen Landesherrn, dem Erzbischof von Köln, politisch getrennt und 1802 als Entschädigung für den Verlust linksrheinischer Gebiete an Frankreich mit dem Herzogtum Westfalen dem protestantischen Landgrafen Ludwig von Hessen-Darmstadt zugeschlagen. Dieser Schritte hatte einen rein machtpolitischen Hintergrund ohne jeglichen Bezug zu historischer Verwurzelung oder Verbundenheit. Die Belecker sehnten sich geradezu zurück in die ihnen bekannten „behaglichen“ Strukturen unter dem vormaligen katholischen Landesvater. Aus eigener Kraft war dies jedoch nicht zu ändern, und so mussten am 19. Oktober 1802 der Belecker Bürgermeister mit einigen Ratsherren sowie Vertretern der Städte bzw Gemeinden Allagen, Kallenhardt, Körbecke, Mülheim und Warstein in Rüthen dem Vertreter des Landgrafen per Handschlag ihre Treue versichern. Heute sind noch die Spuren der hessisch-darmstädtischen Herrschaft im Ortsbild sichtbar: In die hessische Zeit fiel die große Zerstörung der Stadt durch einen schrecklichen Brand vom 13. April 1805. Die Altstadt erhielt beim Wiederaufbau ihr heutiges Gesicht mit breiten Straßen und vergleichsweise großen Abständen der charakteristischen Ackerbürgerhäuser. In einer Hausinschrift des Jahres 1805 heißt es:
„Laßt laut des Schöpfers Ruhm erschallen,
der diese schöne Stadt gebaut,
und nun mit heiligem Gefallen
auf alle seine Werke schaut.
Laßt uns die Brüder nicht vergessen,
durch Hilfe sie, durch Trost erfreu’n,
laßt uns im Glücke nicht vermessen
und nicht verzagt im Unglück sein!“
Neben den äußerlichen Neuerungen gab es in jener zeit auch im politisch-juristischen Bereich einschneidende Änderungen: Im Jahre 1807 wurde anstelle der vormaligen Steuererhebung durch sog. Schatzungen mit der Aufnahme eines sog. Flurbuches ein neues Grundsteuersystem eingeführt. Zur Bestreitung zunehmender Kriegslasten, aber auch sonstiger wachsender staatlicher Aufgaben kamen hinzu die Vieh-, Gewerbe- und Bürgersteuer. Die Magistratsverfassung Soester Prägung, wie sie schon im Jahre 1296 übernommen und dann entsprechend den Belecker Verhältnissen fortentwickelt worden war, wurde abgeschafft. An die Stelle der ehrenamtlichen Bürgermeister, die von den Bürgern gewählt wurden, traten hessisch-darmstädtische Beamte. Die städtische Gerichtsbarkeit hörte auf zu existieren zugunsten eines Justizamtes Belecke, dem neben Belecke die Städte Hirschberg und Warstein sowie weitere 15 Schultheißenbezirke, u.a. Körbecke und Mellrich, angehörten.