Geschichte von Belecke, Teil 2

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Die Verleihung der Stadtrechte an Belecke durch den seinerzeitigen kölnischen Landesherrn Erzbischof Siegfried II. von Westerburg, der dies am 16. Dezember 1296 zu Soest, seiner westfälischen Hauptstadt, beurkundete, ist ein bedeutender Einschnitt in der Geschichte. Wurde schon um 1100 die „curia nostra badelich“ von den Kölner Erzbischöfen bewirtschaftet, so waren sie ab 1180 offiziell die Landesherren nach dem Sturze des Sachsenherzogs Heinrichs des Löwen. Denn auf dem Reichstag zu Gelnhausen war über Heinrich, bei Kaiser Friedrich I. Barbarossa in Ungnade gefallen, die Reichsacht verhängt worden. Das Herzogtum Westfalen war sodann aus Teilen Sachsens gebildet und den Kölner Erzbischöfen die Herzogsgewalt übergeben worden. Zum Schutze der Kölner Herrschaft vor schweren Anfeindungen der Arnsberger Grafen und der Paderborner Bischöfe wurde Belecke etwa 115 Jahre später mit Stadtrechten versehen, so dass eine kampfesstarke Schutzwehr aufgestellt und auch eine mächtige Stadtmauer auf dem Berge errichtet werden konnten. Die Bewohner zogen aus dem ursprünglichen Altenbelecke auf die andere Seite des Möhneflusses.

Das Stadtrecht wurde aus dem benachbarten Rüthen entlehnt, das es wiederum von der mächtigen mittelalterlichen Hansestadt Soest erhalten hatte. Aus den zahlreichen Quellen und Veröffentlichungen zum Soester Stadtrecht können daher auch profunde Einblicke in Rechtstheorie und  -wirklichkeit des Mittelalters in Belecke gewonnen werden. Das Stadtrecht regelte vor allem das Straf- und „Kommunalrecht“, weniger das Zivilrecht. Es schaffte Bürgerfreiheit, legte Gerichtshoheiten fest und bestimmte die Zuständigkeiten des städtischen Rats- bzw. Magistratsgerichts. Ausdrücklich festgelegt war die Treue zu Kurköln und dem rheinischen Landesherrn.

Das war für die Vorfahren keine leere Gesetzesformel, denn: In der verheerenden „Soester Fehde“ (1444-1449), dem Kampf der seinerzeitigen westfälischen Metropole Soest gegen den Erzbischof von Köln, wurde auch die kölnische Stadt Belecke von den rebellierenden Soestern belagert. Dies geschah am Mittwoch vor Pfingsten des Jahres 1448, dem 7. Mai. Die Stadt sollte mit Sturmleitern genommen werden. Die vorrückenden marodierenden Soester Söldner kamen vor die Tore der Stadt, um zu räubern und zu brandschatzen, zu vernichten und zu töten. Aufmerksamen Stadtwächtern, wohl solchen aus dem Schützenverein, war es zu verdanken, dass der hinterlistige Überfall frühzeitig im Morgengrauen entdeckt werden konnte. Anders als in den Jahren 1445 und 1447, als die Soester militärische Erfolge um Belecke herum verbuchen konnten, scheiterten sie nun bei ihrem gedachten Husarenstück. Die Belecker Bürgerinnen und Bürger schlugen die Angreifer mit Waffengewalt und Bienen in die Flucht. Der damalige Bürgermeister der Stadt, Goar Wilke, verlor sein Leben, als er einem feindlichen Krieger die Soester Stadtfahne entriss. An ihn erinnern heute noch die Wilkestraße sowie der Wilkeplatz im Stadtzentrum. Aus dieser Zeit stammt vermutlich das heute weniger gebräuchliche Sprichwort „Biäleke stuire Saust“ (= „Belecke steuere Soest!“ oder in freier Übersetzung „Belecke, zeige es den Soestern!“.)

Der Sieg wird seither an jedem Mittwoch vor Pfingsten mit dem „Sturmtag“ feierlich begangen, indem zunächst um 5 Uhr morgens die Bürger der Stadt – in früherer Zeit am Dünnenberg (Teufelsloch), später von der Külbe, sodann ab 1989 von einem wiedererrichteten Teil der Stadtmauer am Haan in der Altstadt und schließlich seit dem Jahre 2000 von Stütings Mühle aus – durch lautes Kanonenböllern der Belecker Sturmtagskanoniere geweckt werden. Früher verwendete man sog. „Kattenköppe“ als Schießanlage. Die heute verwendete dreiläufige Kanone war 1988 ein Geschenk der Belecker Vereine an den Ortsvorsteher zum 1050jährigen Stadtjubiläum.

Am frühen Abend findet seit 1979 im jährlichen Wechsel ein Festhochamt oder ein ökumenischer Gottesdienst in der Propsteikirche statt. Dieses Jahr wird es ein Pontifikalamt in der Hl. Kreuz-Kirche sein (15. Mai), zu dem der aus Belecke stammende Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker sein Kommen versprochen hat.  Daran anschließend formiert sich nach Spielmannszug und Musikkapelle ein Festzug unter Beteiligung aller Belecker Vereine und ihrer Fahnen, allen voran die alte Stadtfahne und die Fahnen der Bürgerschützengesellschaft. Den Festzug kommandiert auch in diesem Jahr der Schützenmajor. Er führt (seit 1988) zu einem Heimatabend in die Schützenhalle (davor Jugendheim), zu dem die Ortsvorsteherin Elke Bertling den Vize-Präsident des Landtages von NRW, Herrn Eckhard Uhlenberg gewinnen konnte.

In dessen Rahmen der 1989 gestiftete „Bürgermeister-Wilke-Preis“ für besondere Verdienste um die Stadt Belecke vom Kultur- und Heimatverein Badulikum e. V.  verliehen (seit 1990). Mit dem Preis sollen bürgerschaftliche Initiativen ausgezeichnet werden, insbesondere Initiativen bei der Förderung des Heimatgedankens, der Brauchtumspflege und der Stadtgeschichte sowie besondere Beiträge auf den Gebieten Kunst und Kultur sowie Denkmalschutz und Stadtbildpflege. Der Preisträger erhält eine Medaille aus reinem Silber. Sie hat einen Durchmesser von 52 mm. Auf der Vorderseite ist das Stadtwappen mit der Inschrift „Bürgermeister-Wilke-Preis“ zu sehen. Auf der Rückseite stehen die Worte „Friede, Freiheit, Einigkeit“. Der Entwurf stammt von Hilla Brunnert, die auch Entwurf und Erstellung der jeweils individuell gestalteten Verleihungsurkunde übernommen hat. Auf den diesjährigen Preisträger im Jubiläumsjahr darf man gespannt sein.

Nun aber zurück zur Chronologie, die uns nach einem großen Sprung von über einem Jahrhundert in die Zeit der sog. Truchseß’schen Wirren 1583/84 um den zum Protestantismus übergewechselten Kölner Erzbischof Gebhard von Truchseß führt. Anders als etwa die kurkölnischen Gebiete des Sauerlandes an der Grenze zu Waldeck, standen die Bewohner des Nordauerlandes, ebenso wie im kurz darauf folgenden 30jährigen Kriege, in ganz überwiegender Mehrheit treu zu römisch-katholischen Kirche – so auch in Belecke.

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2 Kommentare

  1. Mir würde der Text besser gefallen wenn es mehr Erklärung zu verschiedenen Elementen geben würde. Z.B.: Was ist die „curia nostra badelich“? Oder „Wovon wurden die kölner Erzbischöfe Landesherren?“.

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